der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Die Friedenseiche in Elstra

"Diese Eiche mahne, dass Frieden sei der Eintracht schönster Preis."

Diese Inschrift ziert einen Stein vor einer Eiche im Herzen von Elstra seit fast 152 Jahren. Am Ende der Pulsnitzer Straße, an der Kreuzung zum Stadtring, steht mittig auf der Straße eine fast 15 Meter hohe Eiche. Die Elstraer Friedenseiche wurde am 01.09.1872 auf dem Platz vor der damaligen Lehmpütze, dem Standort des heutigen Motorradhauses Mierisch, gepflanzt. Die Lehmpfütze war ein kleiner Teich, wie es auf dem heutigen Stadtgebiet von Elstra viele gab.

Was hat es mit dieser Friedenseiche auf sich und warum auf einem Gedenkstein dieser Spruch?

Das Pflanzen von Gedenkbäumen als Zeichen der gewonnenen Freiheit war seit der Französischen Revolution üblich geworden. Im Gegensatz zu diesen Freiheitsbäumen, die in der Regel Linden waren, waren die Gedenkbäume nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 typischerweise Eichen.

Die Mehrzahl dieser jetzt als Friedenseichen bezeichneten Denkmäler wurde direkt nach Kriegsende oder nach der Reichsgründung 1871 gepflanzt. Mit diesen bald allerorts erfolgten Anpflanzungen drückten die Menschen den Wunsch nach dauerhaftem Frieden aus.

Bei aller Begeisterung für diesen Krieg und bei allem Jubel über die gewonnene Schlacht von Sedan, die Kapitulation von Metz und die Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 sehnte sich die Bevölkerung nach dem endgültigen Frieden.

Bereits in der Interimszeit zwischen dem Vorfrieden (Präliminarfriede), der am 26. Februar 1871 in Versailles geschlossen wurde und dem zwischen der Französischen Republik und dem Deutschen Reich geschlossenen Frieden von Frankfurt am 10. Mai 1871, mit dem formell der Deutsch-Französische Krieg endete, begann im neuen Deutschen Reich das Pflanzen von Friedenseichen.

Die Pflanzung von Friedenseichen fand überwiegend an zentralen Plätzen oder Grünanlagen der betreffenden Orte statt. Nach dem namensgebenden Baum wurden im ausgehenden 19. Jahrhundert viele Straßen und Gaststätten mit Namen wie „Friedenseiche“, „Zur Friedenseiche“ oder „An der Friedenseiche“ benannt. Viele der Friedenseichen sind heute nicht mehr als Denkmale erkennbar, es sei denn, Gedenksteine oder -Tafeln nennen ihre Geschichte.

Anders hier in Elstra. Unsere Friedenseiche überdauerte oder besser gesagt überlebte zwei Weltkriege, die DDR- Zeit und steht heute noch an alter Stelle.

Nun mag man zur Geschichte und zu deren Schreibung stehen wie man will. Auch zur Person Bismarck und seiner historischen Einordnung. Zu keiner Zeit kam jedoch jemand auf den Gedanken, den Baum zu fällen. Im Gegenteil, in DDR- Zeiten übernahmen sogar Schulklassen die Pflege des Gedenkortes. Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 widmen sich vorrangig Anwohner in unmittelbarer Nachbarschaft der Pflege dieses geschichtsträchtigen Baumes, wofür wir dankbar sein müssen.

Der Spruch auf dem Stein vor der Friedenseiche, der leider nicht mehr lesbar ist, hat meiner Meinung nach nichts an seiner Aktualität verloren. "Diese Eiche mahne, dass Frieden sei der Eintracht schönster Preis."

Auch heute sehnen sich die Menschen nach Frieden und sind ob der aktuellen Weltlage mehr als besorgt.

Der Elstraer Heimat- und Geschichtsverein hat sich vorgenommen, diesen Ort mit Hilfe von Spendengeldern wieder so aufzubauen, dass zumindest in einem ersten Schritt die Inschrift auf dem Stein wieder lesbar ist. Die Friedenseiche stellt einen von 26 sehenswerten Ausflugstipps in und um Elstra dar.

Anlässlich des diesjährigen 1. Vereinsfestes in Elstra am 24. August wird deshalb auch wieder um Spenden gebeten, damit es nun auch losgehen kann.

Autor: Martina Höhn, Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins Elstra