der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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100 Jahre Zweiradhaus Mierisch

Am 01. November 2024 feierte das Zweiradhaus Mierisch in Elstra sei 100jähriges Bestehen, nun bereits in dritter Generation und die vierte ist schon mit im Betrieb tätig.

Doch, wie fing alles an? Hierzu hat Rolf Mierisch ein Buch geschrieben. Rolf Mierisch, inzwischen 90jährig, hat die Firma über viele viele Jahre in zweiter Generation geleitet und sich im wohlverdienten Ruhestand der Familiengeschichte aber auch der Erinnerungsgeschichte in und um Elstra verschrieben. Dies im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Festbuchausgabe zum Jubiläum ist bereits sein 5. Buch im Eigenverlag. Als Vertreter des Heimat- und Geschichtsvereins Elstra war ich deshalb gern am 01. November 2024 unter den Gratulanten.

Am 17.November 1924 meldete Karl Bruno Mierisch bei der Stadt Elstra ein Gewerbe an. In der vom Bürgermeister Franz Rauchfuß ausgestellten Anzeigebescheinigung lautete die Bezeichnung: „Vertrieb von Autos und Motorrädern und Handel mit Zubehörteilen zu diesen“. Somit nahm die Geschichte des heutigen Zweiradhauses Mierisch seinen Lauf. Wer war dieser Karl Mierisch? Zumindest kein Unbekannter in Elstra. Stammte er doch aus einer geschichtsträchtigen Schmiededynastie, die nachweislich ab 1658 als Schmiedewerkstatt in Elstra ansässig war. Seine Vorfahren waren Waffenschmiede, Schmiedemeister und Oberälteste der Schmiedeinnung.

Er selbst wurde am 16. März 1899 in diese Familie als dritter Sohn von acht Kindern hineingeboren und lernte der Familientradition entsprechend das Schmiedehandwerk im 16 Kilometer entfernten Rothnaußlitz in der Schmiede der Firma Robert Bär. 1916 bekam er seinen Gesellenbrief und musste sofort danach wie viele andere Elstraer in den 1. Weltkrieg ziehen. Danach war für einen dritten Schmied im elterlichen Betrieb kein Platz und so zog er zunächst in die Fremde, um als Schmied zu arbeiten. Wieder heimgekehrt bekam er dann Arbeit bei der Motorrad- und Automotorenfabrik Horst Steudel GmbH in Kamenz. Hier „infizierte“ er sich quasi mit dem Benzingeruch, der ihn auch nie wieder los ließ. Er begann nebenbei in der Werkstatt seines älteren Bruders Kurt nach Feierabend Fahrräder und Motorräder zu reparieren. Das machte ihm so viel Spaß, dass er versuchte, sich damit selbständig zu machen. Dies war zunächst mit großen Hindernissen verbunden, wollte ihn doch der Innungsobermeister des Mechanikerhandwerks im Kreis Kamenz, Paul Mühlbach, nicht in die Zwangsinnung aufnehmen. Selbst Betreiber eines Motorradgeschäftes befürchtete er wohl Konkurrenz aus Elstra. Bürgermeister Franz Rauchfuß unterstützte ihn sehr bei seinen Bemühungen und so kam es zu o. g. Gewerbeanmeldung und zur Aufnahme in die Innung.

Zunächst noch ohne eigene Werkstatt erlaubte ihm sein Bruder Kurt in seiner Landmaschinenwerkstatt als Motorradschlosser selbständig zu arbeiten. Letztlich fand er dann bei seinem Schwiegervater Hermann Häntzschel in der Pulsnitzer Strasse 121 einen eigenen Platz für seine Werkstatt. Seine Frau Helene übernahm die Buchführung und das Ladengeschäft. Eine Faßtankstelle von „ARAL“ kam in die neue Werkstatt und Frau Helene war somit nebenbei auch noch Tankwart. Sie musste jede Kanne Benzin durch den Hausflur auf die Straße tragen, um dort die Autos und Motorräder zu betanken.

Die Zeit verging und verkauft wurden neben Fahrrädern und Motorrädern auch Nähmaschinen, Kinderwagen, Radios, Waschmaschinen, Wringmaschinen, Grammophone, Plattenspieler mit Schallplatten. Sogar Schallplattenkonzerte im „Schwarzen Roß“ wurden organisiert und durchgeführt. Das Geschäft war immer offen, auch an Sonn- und Feiertagen. Bis spät in den Heiligen Abend konnte man bei Mierischens noch ein Weihnachtsgeschenk kaufen.

Repariert wurde bei Mierischs alles. Angefangen bei Fahrrädern, Motorrädern über PKW bis hin zu LKW. Diese jedoch vor Ort bei den Kunden, da die Werkstatt dafür zu klein war.

Der Verkehr auf den Straßen nahm im Laufe der Jahre immer mehr zu und so war auch die Werkstatt bald für den Ansturm zu klein. Angedacht war nun, ein neues Auto- und Motorradhaus mit Werkstatt mit angeschlossener Tankstelle zu bauen. Ein Grundstück an der Bahnhofstraße/Ecke Kamenzer Straße bot sich dafür an. Der Neubau begann 1938 und wurde schon 1939 mit Beginn des 2. Weltkrieges wieder eingestellt.

Fortsetzung folgt.

Autor: Martina Höhn, Heimat- und Geschichtsverein auf Grundlage der Jubiläumsausgabe 100 Jahre Zweiradhaus Mierisch