der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Stadtschreibergeschichten

Eine Weihnachtsgeschichte

Es begab sich im Jahr 2024, als es im kleinen Städtchen Elstra schon mächtig weihnachtete. Der letzte Monat des Jahres hatte begonnen, die Einwohner in und um Elstra hatten ihre Häuser schon weihnachtlich geschmückt und jeden Abend zog es kaum noch jemanden vor die Tür. Das Wetter zeigte sich von seiner weniger schönen Seite und die Menschen blieben allabendlich lieber zu Hause.

Bis auf Einige, die sich fast jeden Abend auf den Weg zu einem Kalendertürchen machten. Mit einer Tasse im Gepäck folgten sie den Einladungen von Einwohnern, Vereinen, Firmen oder Einrichtungen aus Elstra und seinen Ortsteilen zu einem gemütlichen Glühweinstündchen, um sich einfach zu treffen, zu reden, zu lachen oder das Jahr Revue passieren zu lassen. Eine Tradition, die es schon seit einigen Jahren gab und sich großer Beliebtheit erfreute.

So erzählte man sich zum Beispiel eines Abends, dass im Prietitzer Mammutgarten, sobald es Abend wurde, ein seltsames Gemurmel zu hören sei. Keiner konnte sich erklären, was es damit auf sich haben könnte. Nun, dem musste auf den Grund gegangen werden. So zogen drei beherzte Männer los und begaben sich mit einer Kanne Glühwein im Gepäck, schließlich war es ja kalt, auf eine Lauschertour. Was sie erfuhren, erzählten sie bei einer der folgenden Glühweinstunde den Anwesenden wie folgt:

Die Nacht senkte sich schon auf den Mammutgarten nieder, ein bläulicher Nebel machte sich breit, irgendwie unheimlich, da begann das Murmeln. Es wurde immer lauter und von einem seltsamen Rauschen begleitet. Die Bäume und Pflanzen begannen sich zu bewegen, kaum hatte das Murmeln eingesetzt. Zunächst verstanden die drei Lauscher nichts. Doch je länger sie zuhörten umso erstaunter waren sie, als sie die geflüsterten Worte verstanden. Es waren, kaum zu glauben, tatsächlich die Bäume und Pflanzen, die sich hier unterhielten. Doch, worüber? Das war für die Drei noch erstaunlicher. Sie flüsterten sich zu, ob sie hier im Garten noch sicher seien, ob ihre Nachbarn, die einheimischen Hölzer sie als Bedrohung ansahen, ob gar die Menschen des Örtchens Prietitz sie nicht mochten? Es schien sie sehr zu beunruhigen, ja gar Angst zu machen. „Wir wollen doch nur zeigen, dass es uns gibt, dass wir auch hier gedeihen können und den Menschen, die von nah und fern zu uns kommen und uns besuchen, Freude bringen“, flüsterten sie sich zu. „Ja, unser Besitzer übertreibt es manchmal etwas mit den Ideen, die er so für uns plant. Wir mögen keine laute Musik und Besucher, die über uns hinwegsehen und lieber ihren Spass haben wollen. Die leisen Töne und ein aufmerksames Publikum sind uns lieber. Außerdem zeigen wir, dass wir friedlich mit allen Pflanzen- und Baumarten zusammen aufwachsen können. Aufmerksam verfolgten wir den Bau der beiden Bushaltestellen vor unserem Garten und freuten uns schon darauf, dass nun noch mehr Besucher zu uns finden würden. Der Name „Am Mammutgarten“ dafür hätte uns sehr gefallen. So hätten uns Besucher aus der Ferne noch besser finden können. Wir waren schon ganz stolz darauf. Nun, die Prietitzer wollten es anders. Und, wir sind nicht gefragt worden. Wie auch? Wir sind nur Pflanzen.“

So ging es immer weiter. Den drei Lauschern schwirrte schon der Kopf. Plötzlich lichtete sich der Nebel, der Nachthimmel wurde sternenklar und das Murmeln verklang so schnell wie es gekommen war. Was war das nur? Hatten die Drei doch zu viel Glühwein getrunken und sich das gerade Erlebte nur eingebildet? Schließlich konnten Pflanzen nicht reden. Oder doch?

Liebe Leser des Schummlauers, ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann den, dass Sie uns als Leser weiterhin treu bleiben.

 

Ihr Stadtschreiber