der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Geschichten und Erinnerungen rund um die "Lehmpfütze" von Rolf Mierisch

Dieses Bild wurde Ende des 19. Jahrhunderts aufgenommen.

Die „Lehmpfütze“, am Stadtring gelegen, war einer der sieben, ehemals rings um die Stadt Elstra angelegten Feuerlöschteiche. Sie war eine der Wasserstellen in der Stadt Elstra, die bei Feuer leicht zu erreichen waren und für ein schnelles Eingreifen und Löschen zur Verfügung standen. Dazu zählten auch der Brauereiteich, der Schützenteich, der Pfarrteich, der Kommunteich, und der obere und untere Töpferteich. Diese sechs Teiche sind heute verfüllt und existieren nicht mehr.

Die alte Straße nach Talpenberg führte an der Lehmpfütze (links) vorbei

An den Straßen in Richtung Talpenberg und nach Gersdorf sowie längs des Stadtringes standen reihenweise mit Stroh gedeckte alte Scheunen der Elstraer Bauern und Häusler. Da es öfter in der Stadt brannte, hatte man Feuerlöschteiche um die Stadt herum angelegt. Der Teich der Lehmpfütze hatte keinen direkten Wasserzufluss, so dass er nur durch Oberwasser bei Regen und Schneeschmelze gespeist oder bei Übungen der Feuerwehr mit Wasser gefüllt wurde. Das Wasser versiegte nach und nach und letztendlich trocknete die Pfütze aus. Als Feuerschutz wurden auch hoch gehende Bäume, hauptsächlich Linden und Nussbäume, gepflanzt. Diese sollten die Glut und die herumfliegenden Feuerbatzen aufhalten. Später wurden die Feuerlöschteiche nicht mehr gebraucht, da durch den Bau der Wasserleitung für die Feuerbekämpfung Hydranten an den Straßen eingebaut wurden.

Festwagen zu einer Maidemonstration der Firma Karl Mierisch vor der Lehmpfütze

                DEINE HAND DEM HANDWERK

                 Reparaturen nur vom Fachmann

So lautet der Text auf dem Schild am Wagen. Die Mitfahrenden auf dem Wagen sind der Kutscher Erich Richter, unser Nachbar gegenüber, mit Günter Mierisch, auf dem Kutscherbock, dahinterstehend: Karl Mierisch sowie Kurt Lindner und Emil Gruhl. (Das Bild wurde von Dr. Günther fotografiert).

Am hinteren Teil der Lehmpfütze standen auf einem kleinen Hügel zwei Scheunen. Die linke Scheune gehörte Anna Schurig von der Pulsnitzer Straße.

Anna Schurig

Die nebenan stehende gehörte dem Bauern Richter, genannt Reiche Richter, letztes Gehöft an der Langen Gasse, heute W. Barchmann.

Die alten Scheunen an der Lehmpfütze wurden Ende der 50er Jahre für den Bau des Stadtwohnblocks abgerissen. Rechts der Talpenberger Straße standen ebenfalls Scheunen, die aber schon früher abgerissen wurden.

Eine große Trauerweide und eine Eiche standen an einem kleinen Hügel in der Mitte des Platzes. Die Lehmpfütze wurde als eine Wäschebleiche und ein Wäschetrockenplatz genutzt. Deshalb waren dort Betonwäschepfähle aufgestellt, damit die Frauen ihre Wäscheleinen ziehen konnten, um die Wäsche aufzuhängen und sie zu trockenen.

Für uns Kinder der oberen Stadt, war es natürlich der ideale Spielplatz. Hier in der Pulsnitzer Straße und auch in der Langen Gasse gab es ja genügend Kinder.

Bei Jehnichens, die in der Nr. 9 wohnten, gab es fünf Kinder, in der Nr. 17 bei Barchmanns wohnten 5 Kinder und bei Lehnicks in der Nr. 25 gab es vier Kinder. In sieben Haushalten der Straße wohnten ein bis zwei Kinder. Das Kuriose war, jedes Kind hatte seinen Spitznamen. Dazu kamen noch Kinder von der Langen Gasse und manchmal auch einige aus der unteren Stadt.

Durch das Herumtoben und Fußballspielen wurde der Rasen arg ramponiert, das gefiel den Frauen nicht und sie schimpften deshalb mit uns. So mussten wir Kinder aufpassen, wenn wir Fußball spielten, dass der Ball ja nicht auf die zur Bleiche ausgelegte Wäsche kullerte, was beim Fußballspielen ja schnell passieren konnte, denn dadurch wäre die Wäsche wieder schmutzig geworden.

Bauer Robert Berndt von der Langen Gasse stellte seine Ernteleiterwagen und andere landwirtschaftliche Geräte auf der Lehmpfütze ab, die von uns Kindern zum Klettern benutzt wurden. Die Lehmpfütze war unser Spielplatz.

Weil hier etwas los war, kamen sie her. Hier war man nie allein. Gespielt wurde meistens Fußball auf ein Tor, zwei Wäschepfähle waren die Begrenzung für das Tor.

Aber auch Fangspiele wie „Hasche“, „Steh und geh“, „Räuber und Gendarm" und auch andere Spiele waren an der Tagesordnung. Wenn es auch manchmal kleine Verletzungen wie Schürfwunden gab, darüber wurde nicht gesprochen und es wurde auch keine Polizei geholt. Wir fanden immer eine Lösung und die Eltern erfuhren nichts davon.

Fortsetzung folgt.......