der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Franz Emil Rauchfuß - einer der bekanntesten Bürgermeister von Elstra

Franz Emil Rauchfuß war von 1910 –1952 in Elstra mit Unterbrechungen durch den Nationalsozialismus (1933-1945) als Bürgermeister wirksam. Er wurde am 03.12.1880 in Penig bei Rochlitz in einfache Verhältnisse geboren. Durch großen Fleiß und Gewissenhaftigkeit und eine gute Auffassungsgabe konnte er seine Lehre in der Kanzlei eines Notars bereits während der Schulzeit beginnen und vorzeitig beenden. Nach seiner Lehre war er in unterschiedlichen Gemeindeverwaltungen tätig, zuletzt von 1903-1910 in der Gemeinde Brießnitz (Dresden) als Gemeinderegistrator und Standesbeamter.

1910 bewarb er sich erfolgreich auf Grund seiner ausgezeichneten Zeugnisse und Beurteilungen in der Stadt Elstra um eine freiwerdende Bürgermeisterstelle. Er begann seine Tätigkeit 1910 in Elstra und war von 1911—1933 und von 1946- 1948 als Bürgermeister, Friedensrichter, Schulvorstand und Standesbeamter in Amt und Würden. Von 1914 bis 1917 war seine Anstellung durch Kriegsdienst unterbrochen. 1933 im Frühjahr bekam er Konflikte mit der NSDAP wegen der Nichtherausgabe verwahrter Dienstwaffen des Flurschutzes und von privaten Sammelwaffen an die SA. Es wurden ihm kommunistische Umtriebe und ein Umsturzversuch sowie Hoch- und Landesverrat unterstellt. Nach Freispruch in einem Hochverratsverfahren wurde er wieder inhaftiert. Eine der Stationen in dieser Zeit war unter anderem das KZ Hohenstein. Trotz Freispruch in einem neuen Verfahren und Entlassung aus der Schutzhaft wurde er auf Betreiben von Zitzmann (Kreisleiter der NSDAP) und Mutschmann (Reichsstatthalter in Sachsen) wegen sogenannter kommunistischer Betätigung aus dem Beamtendienst entlassen.

Seiner Ehefrau verstarb im Jahr 1936. 1937 wurden ihm alle Versorgungsansprüche aberkannt. Er war nun als Versicherungsverteter und ab 1940 als Angestellter der Didierwerke AG Thonberg bis 1945 tätig.

Von Mai bis Juli 1945 von der sowjetischen Militäradministration als provisorischer Bürgermeister eingesetzt, machte er trotz eines nicht operierten Leistenbruches die zusammengebrochene Verwaltung wieder arbeitsfähig. Im Laufe des Jahres 1945 trat er, vorher parteilos, in die SPD ein. Zum 1. Januar 1946 wurde er vom Gemeinderat wieder in die alten Ämter gewählt und führte diese bis zu seiner altersbedingten Abberufung im September 1948. Bis 1950 war er noch als Stadtverordneter und Kreistagsabgeordneter der SED tätig.

Im Frühjahr 1952 wurde ihm die Bezeichnung „Opfer des Faschismus“ aberkannt und die damit verbundene Rente wegen amtlicher Maßnahmen gegen Demonstranten vor 1933 verweigert. Dies war für Franz Rauchfuß ein großer persönlicher Tiefschlag, von dem er sich nicht mehr erholen konnte. Er verstarb innerhalb von 3 Tagen am 12. April 1952.

Franz Rauchfuß bleibt den Elstraern als der Bürgermeister in Erinnerung, der sich große Verdienste um die Aufarbeitung und Bewahrung der Elstraer Stadtgeschichte erworben und die Gründung eines Heimatmuseums initiiert hat. Als zeitgeschichtliches Ereignis wird das Elstraer Heimatfest 1929 immer mit dem Namen Franz Rauchfuß verbunden bleiben.

Seine umfangreiche Hinterlassenschaft zur Geschichte von Elstra wird von seinem Enkel Dietrich Rauchfuß gepflegt und aufbewahrt und dient dem Heimat- und Geschichtsverein immer wieder als Quelle für interessante historische Begebenheiten.

Autor: Martina Höhn nach Vorgaben von Dietrich Rauchfuß