der Schummlauer

Die Elstraer Geschichten

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Federn schleißen in Elstra

Der aktuelle „Schummlauer“ widmet sich einer Tradition, die in der Vergangenheit in vielen Häusern besonders in der Winterzeit in den Monaten Februar und März gepflegt wurde. Heute kann man zwar auch noch Daunenbetten und Daunenkopfkissen kaufen, die hierfür notwendigen Federn bzw. Daunen werden jedoch zum überwiegenden Teil industriell gewonnen.

Unser Vereinsmitglied Dietrich Rauchfuß erinnert sich:

Federn schleißen war eine Arbeit wie zum Hunde flöhen

Früher wie heute gibt bzw. gab es zu Weihnachten traditionell Gänsebraten. Die ausgerupften Gänsefedern sammelte man früher in Säcken oder großen Körben. In den freien Winterzeiten wurden diese dann zum Füllen von Kopfkissen und Federbetten von den Federkielen gerupft. Dies nannte man dann Federn schleißen. Dabei wurde zwischen den flauschigen Unterfutterfedern und den gröberen Federn unterschieden. Aus den ersteren wurden die Daunenbetten, die besonders weich waren, gestopft. Die anderen kamen in die gewöhnlicheren Betten.

Die Arbeit war nicht gerade gesund. Der Staub und die feinen Fusseln der Federn gingen auf die Atmung und in die Haare. Die Kleidung war voll davon und über die Finger ging es auch. Um diese Arbeit etwas angenehmer zu gestalten, gab es beim Federn schleißen auch immer etwas zu essen und zu trinken. So zum Beispiel den so genannten Bliemchenkaffee aus gerösteten Eicheln mit Rübenzusatz, Brombeerblättertee, Lindenblütentee oder Tee aus Schachtelhalm, Brennnesseln u.a. Die nach dem Federn schleißen benannten Schleißkücheln wurden selber gebacken oder auch beim Bäcker bestellt. Sie bestanden aus Hefeteig , viel Zucker, Zimt, Butter und Rosinen. Alles gut vermengt wurde der Teig zu einer großen Rolle aufgerollt und dann in ca. 2 cm dicke Scheiben geschnitten und gebacken. Danach wurden sie mit Butter bestrichen und mit Zucker bestreut. In schlechten Zeiten gab es sicherlich auch eine "kalorienreduzierte" Variante. Heute kennen viele die Schleißkücheln im Zusammenhang mit dem Kamenzer Forstfest. Da das Federn schleißen meistens abends gemacht wurde oder zu diesen Zeiten schon Dunkelheit herrschte, waren diese Schleißkücheln die Zwischenmahlzeit.

Witze erzählen und Lachen mussten wegen der Luftbewegungen vermieden werden.

Trotzdem wurde natürlich auch viel geredet. Man erzählte sich unter anderem auch Geschichten, welche man gehört oder auch selber erlebt hatte.

Aus eigenem Erleben so zum Beispiel die Geschichten von den Geistern, die im Elstraer Schloß umgegangen sind. Und zwar die aus dem alten Schloß, welches 1902 abgebrannt war. Von den Frauen hatten einige dort noch als Bedienstete gearbeitet und deshalb wußten sie das aus eigenem Erleben.

Auf dem folgenden Bild ist bei Haufes in der Schlossgasse das Federn schleißen zu sehen.

Das Haufe-Haus in der Schlossgasse, heute die Lessinggasse, wurde 1960 von Gerhard Feist leider wegen Baufälligkeit abgebrochen.

Das Schwarze Tuch über dem Spiegel sollte verhindern, dass in der Fastnachtszeit böse Geister hereinkommen konnten.

Sitzend Von links nach rechts: Meta Hilme, Frau Haacke, Minna Müller, Frau Feist, Frau Pretsch, Frau Säring, Anna Müller,

Stehend, dahinter: Bamer, Käthe, Frau Pafelt, Lisbeth Haufe und Name unbekannt

Hier die rückseitige Beschriftung

Besonders interessant sind die sehr alten Namen.

Vielleicht weiß ja der eine oder andere noch mehr Interessantes zum Federn schleißen oder zu anderen Traditionen zu berichten. Die Redaktion des Schummlauers würde sich über weitere Geschichten und auch alte Fotos freuen. Schreiben Sie uns gerne an: schummlauer@mein-elstra.de  oder geben Sie Ihre Erinnerung auch gern in schriftlicher Form bei der Stadtverwaltung Elstra ab. Alles kommt gewiss bei uns an.